Aus dem Schöpfungszyklus – Erschaffung des Menschen

Maria Lohaus, Der sechste Tag, 2009, Materialbild mit Ölfarbe, 150 cm x 200 cm

Da sprach Gott: „Lasst uns Menschen schaffen nach unserem Bilde, uns ähnlich. Ihnen will ich die Erde anvertrauen: alle Fische, Vögel und Pflanzen.“ Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Als Mann und Frau schuf er sie. Er segnete sie und sprach: “Seid fruchtbar und mehret euch. Ich vertraue euch die Erde an. Ihr seid mehr als die Fische, die Vögel, die Tiere die Pflanzen. Ihr sollt für sie sorgen. Die Pflanzen sollen euch und den Tieren als Nahrung dienen.“ Gott sah alles, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es war der sechste Tag.

(Genesis 1,27–31, Text für Kinder aus: Das Journal der Pfarrgemeinde St. Gallus, Bad Salzdetfurth, kat 4 1/2016)

Die vorliegende Arbeit zeigt einen menschlichen Kopf im Seitenprofil, dessen Sinnesorgane Auge, Nase und Mund abstrakt dargestellt sind. Das in die Bildmitte verschobene Auge nimmt dabei die zentrale Position ein. Im Zentrum von Kreisen symbolisiert es eine geistige Vollkommenheit, der von Gott gedachte Mensch, seinem Bilde ähnlich. Demgegenüber steht die Unvollkommenheit symbolisiert mit Halbkreisen von körperlichen Fragmenten aus angedeuteten Knochen.

Die Darstellung des Kopfes befindet sich auf einer 1,00 m x 1,00 m großen Acrylglasplatte, die im oberen Teil vor einer 2,00 m x 1,50 m große Leinwand mit einem Abstand von wenigen cm montiert ist. In diesem Bereich wurde die Leinwand vorwiegend unbehandelt, d. h. weiß gelassen und bildet so den Hintergrund für die Acrylglasplatte. Je nach Beleuchtung, projiziert sich ein Schattenspiel der Malerei der Acrylglasplatte auf die Leinwand. So entsteht eine Kommunikation, ein geistiger Dialog beider Ebenen.

Auf dem unteren Teil der Leinwand finden sich zwei Schalenhälften schräg einander zugewandt, die sich überlappen und in diesem Bereich weiß werden. Die Symbolik greift einen alten Mythos nach Platon auf, der besagt, dass der Mensch ursprünglich kugelförmig (vollkommen) gewesen sei, aber zur Strafe für seinen Hochmut von Zeus halbiert worden sei, sodass er sich nach der anderen Hälfte seiner selbst sehne und nach ihr unterwegs sei, um wieder zur Ganzheit zu finden.

Der an seiner Unvollkommenheit leidende Mensch trägt den göttlichen Kern stets in sich, der ihn zur Vollkommenheit beruft. Die beiden geöffneten Schalenhälften mögen das ganzheitliche Wesen des Menschen umfassen: Männliches und Weibliches, Körperliches und Geistig-Seelisches, Natürliches und Übernatürliches.

Maria Lohaus

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