Künstlerische Intention

In der thematischen Auseinandersetzung mit der Dichterin des „Dennoch“, Hilde Domin, hat mich besonders ihr Gedicht „Abel, steh auf“ inspiriert und fasziniert. Die Geschichte der beiden Brüder, die als archetypische Symbole für die immer wiederkehrenden Konflikte zwischen Menschen stehen, ist heute für die Thematik des Dennoch sowohl in den kriegerischen Auseinandersetzungen eines Syrienkonfliktes, den sich häufenden Attentaten durch fanatische IS Anhänger, wie in den persönlichen zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen sehr aktuell. Wir brauchen die Kraft des „Dennoch“, um immer wieder neu aufzustehen und einen neuen Anfang zu setzen. „Abel, steh auf“, damit es anders anfängt zwischen uns allen.

In der vorliegenden dreiteiligen Arbeit habe ich die Geschichte von Kain und Abel malerisch dargestellt, wobei das dritte Bild Abel zeigt, der aufsteht, der seinem Bruder gegenübersteht. Die Schlange wird zum Äskulapstab, der beide heilt und versöhnt und Kain, der Ackerbauer, kann fruchtbare Ähren einfahren.

Meiner Technik für die Materialbilder, in der ich Acrylglas und Leinwand verbinde und damit zwei Ebenen schaffe, ist prädestiniert, um die Thematik, die durchaus einen religiösen Hintergrund hat, in eine Bild- und Formensprache umzusetzen. Die Leinwand, die durch das Acrylglas durchscheint, wird zum Träger der Jenseitigkeit, des Übernatürlichen, des Göttlichen. Durch diese optische und malerische Verbindung kann ich Gleichzeitigkeit, Transparenz und Synchronität der beiden Bild- und Bedeutungsebenen zum Ausdruck bringen. In der Kunst lerne ich die Bedeutung und den Gebrauch des Dennoch, denn jede neue Arbeit stellt eine Herausforderung dar. Im Falle der vorliegenden Bilder habe ich mit Pastellkreide auf Acrylglas experimentiert und dennoch eine Möglichkeit gefunden, die Pigmente auf dem glatten Glas zu fixieren.